Da herrschte nicht nur bei den Ausrichtern Riesenfreude. Erstmals seit Jahren waren die Teilnehmerzahlen bei turnerischen, leichtathletischen und schwimmerischen Disziplinen gegenüber dem Vorjahr kräftig angestiegen. Alle Beteiligten waren über einen motivierenden Spätsommertag mit Sonne und Temperaturen klar über der 20°-Marke sehr angetan, und das beflügelte auch die Leistungen.
Zum 41. Sensenstein-Bergturnfest, rund acht Kilometer östlich der Kasseler Stadtgrenze angesiedelt, hatten rund 350 Wettkämpfer das Magnesia, die Schwimmbrille oder die Spikes griffbereit, um bei den ausgeschriebenen Wahlwettkämpfen ihre Fitness zu beweisen. Zählt man die Wanderer, Walker und Nordic-Walker sowie Kampfrichter und Helfer noch hinzu (sie tauchen ja in keiner Statistik auf), ergab sich, zumindest nach Otto dem Neunmalklugen, eine Teilnehmerzahlen von über 400. Und das hatte es lange nicht gegeben!
Christian Geselle, stellvertretender Gauvorsitzender, hatte die angetretenen Kids, Jugendlichen, Wettkämpferinnen und Wettkämpfer zwischen 19 und fast 79 Jahren turnerisch-herzlich begrüßt und seine Freude über Sonne, die sommerlichen Temperaturen und die große Teilnehmerzahl bekundet. Susanne Selbert, stellvertretende Landrätin und Erste Kreisbeigeordnete im Landkreis Kassel, zudem Enkelin von Elisabeth Selbert (deutsche Politikerin und Juristin. Sie war eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“ – die Aufnahme der Gleichberechtigung von Mann und Frau in den Grundrechteteil der bundesdeutschen Verfassung war zum Großteil ihr Verdienst), zeigte bei ihrer Begrüßung Flagge. Sie bekundete, eine Vorgabe des Regierungspräsidenten, aus Haushaltsgründen den Sensenstein auf Sparflamme zu setzen, energischen Widerstand entgegenzusetzen. Die in einem Sportverein aktive Übungsleiterin erklärte, der Sensenstein gehört den Sportlern. „Ihr Turner sollt weiterhin Euer Bergturnfest feiern können!“ Das gab viel Beifall und moralischen Auftrieb.
Dann herrschte bei den Wettkämpfern „Riegenordnung – Antreten zum Wettkampf!“ Da gaben sich Elea Becker und Ria Heckmann an den Geräten so routiniert, als hätten sie schon jahrelang Wettkämpfe bestritten. Beide feierten wenige Tage vor dem Bergturnfest ihren sechsten Geburtstag und waren die jüngsten Starterinnen. Karl Nolte, der bald seinen 79. Geburtstag zu feiern hofft, war ältester Teilnehmer. Der langjährige stellvertretende Turngauvorsitzende war mit seinem sportlichen Engagement und turnerischen Leistungen Vorbild für alle etwas Jüngeren.
Aber auch die Eltern, Omas und Opas, die ihre Kids begleitet hatten, mussten ihren Tribut zollen. Andrea Steinberg, Fachbereichsleiterin „Freizeit und Gesundheit / Kultur“ im Turngau, hatte sich mit ihrem „Rahmenprogramm für jedermann“ etwas besonderes einfallen lassen. Kids und Große hatten einen gemeinsamen Parcours zu bewältigen. Wer sich dabei geschickter anstellte, wird nicht verraten!
Friede, Freude, Eierkuchen zum Finale. Die Siegerehrung fand vor fast geschlossenem Hause statt. Das Bergturnfest hat auch bei vielen Eltern, Großeltern und Begleitern Motivation und Auftrieb gegeben. Bleibt zu hoffen, dass sich eine ähnliche turnerische Begeisterung auf der ehemaligen Burg Sensenstein, einer Festungsanlage bis Anfang des 17. Jahrhunderts als Grenzsicherung zu Niedersachsen erfolgreich angelegt, möglichst oft wiederholen möge. Turnvater Jahn wäre begeistert.
Volker Hennig